Freitag, 14. Juli 2017

Die Banken der EU sitzen auf einer Billion Euro „fauler“ Kredite

Eine Billion Euro beträgt der EU-weite Bestand an notleidenden Krediten. So werden jene Bankkredite bezeichnet, bei deren Rückzahlung es Rückstände von 90 Tagen oder mehr gibt und welche (ohne der Verwertung entsprechend vorhandener Sicherheiten) vermutlich auch nie bezahlt werden. Zum 31.12.2016 betrug der gesamte Rückstand exakt 990,4 Milliarden Euro. Das sind 5,1 % aller offenen Kredite. Nach der Berücksichtigung der einschlägigen Rückstellungen, ergibt das immer noch einen Nettobestand von 548,7 Milliarden Euro. Damit ich dazu auch positives vermelden kann sei erwähnt, dass die Rückstände im September 2014 bereits 6,7 % betrugen und im März 2017 auf einen Wert von 4,8 % gesunken sind.

Richtig spannend wird es, wenn man sich die einzelnen Ergebnisse ansieht und dabei eine extrem ungleiche Verteilung erkennen kann. Die geringsten faulen Kredite haben Estland, Luxemburg und Schweden mit jeweils 1 % der Kreditsumme. Italien mit 14,8 % und Portugal mit 18,5 % sind bereits zum Fürchten. Getoppt werden diese Werte allerdings mühelos von Griechenland und Zypern. Beide Staaten haben „faule“ Kredite in der Höhe von 40 % der ausstehenden Kreditsumme zu beklagen. Diese Daten beziehen sich auf den März 2017.

Die bereits Ende Jänner 2017 aufgekommene Idee eine EU-weite „Bad Bank“ ins Leben zu rufen, ist mittlerweile wieder vom Tisch gefegt worden. Die Finanzminister streben nach dem neuesten Entwurf viel mehr an, dass die EU-Kommission bis zum Ende des Jahres einen „Bauplan“ für nationale „Bad Banks“ entwickelt. Diese sollten die schwer einbringlichen Kredite übernehmen und verwerten (sei es durch Eintreibung oder einen Weiterverkauf). Der Weiterverkauf soll auch an Nichtbanken ermöglicht werden. Das klingt zwar logisch und vernünftig, ist allerdings bisher, innerhalb der EU, durch diverse Hürden kaum möglich. Diese sollen deshalb möglichst rasch abgebaut werden. Bis zum Sommer 2018 will man Leitlinien schaffen, welche den Umgang mit den notleidenden Krediten regeln. Die Vergabe neuer Kredite soll durch die Transparenz und Prüfung des Kreditnehmers, die Zunahme weiterer „fauler“ Kredite, einschränken oder besser noch verhindern.

Die EU-Kommission soll außerdem aufgefordert werden, Änderungen an den Eigenkapitalregeln der Banken zu prüfen. Eine Möglichkeit wäre es für neu vergebene Kredite einen Abzug vom Eigenkapital durchzuführen. Wie die Bankenwelt wohl auf diesen Vorschlag reagieren wird?

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